Original erstellt von Eduard Eden (Schriftführer) für die Festschrift zum 75 jährigen Bestehen der Feuerwehr Salzbergen 1956
Die freiwillige Feuerwehr Salzbergen entwickelte sich im Jahre 1881 aus dem damaligen sogenannten „Feuerschutz“. In diesen Feuerschutz waren alle gesunden männlichen Einwohner Salzbergens im Alter von 20 – 60 Jahren zusammengefasst. Jeder dieser Bürger musste gewisse kleinere Löschgeräte für den Brandfall bereithalten, dagegen wurden größere Löschgeräte wie Spritzen, Wasserkufen und dergleichen von der Gemeinde beschafft. Diese im Feuerschutz zusammengefassten ungeübten Löschmannschaften bewährten sich aber eigentlich bei keinem Brand, da auch zuviel Unfug in ihren Reihen getrieben wurde. Aus diesen Gründen wurde im Sommer 1881 die „Freiwillige Feuerwehr Salzbergen“ gegründet.
Als ihr erster Hauptmann wurde der Gemeindevorsteher und Ziegeleibesitzer Jos. Diekmann gewählt, der die sich in genügender Anzahl zur Verfügung stellenden Wehrmänner auch in die Steiger– , Schlauch– und Spritzenkolonnen aufteilte. Vorläufig blieb der Feuerschutz neben der neu ins Leben gerufenen Freiwilligen Feuerwehr bestehen. Da sich diese aber bald bei einem Brand bewährte, wurde Ende des Jahres 1885 der Feuerschutz aufgehoben und alle Löschgeräte der freiwilligen Feuerwehr übergeben. Die Ausrüstung bestand aus einer Handdruckspritze, 150 m Schlauchleitung, einer Leiter, mehreren Ledereimern, Gurten, Beilen und desgleichen mehr. Die Spritze war von dem damaligen Besitzer der Erdölraffinerie, Herrn Lepenau, als Dank für die geleistete Arbeit bei der Bekämpfung eines Brandes der Feuerwehr gespendet worden.
Die erste Sorge der neuen Wehr galt der Ausrüstung mit Uniformen und weiteren Lösch – und Übungsgeräten. Durch Unterstützung der Wehrfreunde und Zuwendungen der Landwirtschaftlichen Brandkasse konnten nach und nach die notwendigen Sachen angeschafft werden. Ein Gerätehaus, welches die Gemeinde für 200 Taler günstig erwerben konnte, stellte diese ebenfalls der Wehr zur Verfügung. Die regelmäßig stattfindenden Übungen waren stets gut besucht, und eine gute Kameradschaft verband die Männer in ihrer uneigennützigen Arbeit.
Schon in den ersten Jahren ihres Bestehens wurde die Wehr mehrmals zur Brandbekämpfung herangezogen und stellte ihre Schlagkraft unter Beweis. Besondere Beachtung fand der Brand der Erdölraffinerie Lepenau & Co am 14.10.1891. Dieser Brand hätte sich leicht zur regelrechten Brandkatastrophe entwickeln können, wenn nicht die Männer der Wehr fast Übermenschliches geleistet hätten. Als dank für diese wackere Tat schenkte Lepenau der Wehr abermals eine Spritze. Es war die modernste Spritze dieser Art im hiesigen Bezirk, eine auf zwei Kolben arbeitende Druck – und Saugpumpe. Durch dieses Geschenk wurde die Schlagkraft und Einsatzfreudigkeit der Wehr erheblich gesteigert.
Unter der Leitung des Hauptmanns Schüring, der den ersten Hauptmann der Wehr , Jos. Diekmann, im Juli des Jahres 1905 abgelöst hatte, konnte am 08. 07.1906 das 25 jährige Jubelfest der Wehr festlich begangen werden. Unter Anteilnahme der gesamten Bevölkerung Salzbergens wurde dieses Fest begangen.
Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges mußte auch ein großer Teil der Wehrmitglieder dem Einberufungsbefehl folge leisten. Aus diesem Grund mussten ungeschulte Kräfte eingestellt werden, die sich aber schon bald einarbeiteten. Zwei Kameraden der Wehr starben im Weltkrieg den Heldentod. Der größte Teil der aus dem Krieg heimkehrenden Soldaten stellte sich sofort der Wehr wieder zur Verfügung, wodurch die Wehr auf den alten Stand gebracht werden konnte.
Auf einer Versammlung der Wehr am 12.03.1913 wurde der Malermeister Heinrich Böhmer als Nachfolger des aus dem aktiven Dienst ausscheiden Hauptmanns H. Schüring gewählt. Vorbildlich und uneigennützig führte er die Wehr bis zu seinem Tode am 07.02.1920. Zu seinem Nachfolger wurde der Gastwirt H. Bolte bestimmt, der aber aus Altersgründen die Führung der Wehr im Sommer des Jahres 1925 in die Hände des Landwirtes Hermann Lammen legte.
Von den ersten drei Kraftspritzen, die im November des Jahres 1932 in den Kreis Lingen geliefert wurden, erhielt auch eine die Freiwillige Feuerwehr Salzbergen. Gleichzeitig stellte die Gemeinde Salzbergen der Wehr einen zweiräderigen Schlauchkarren zur Verfügung. Mit der Bedienung und der Wartung dieser ersten Motorspritze wurde der Kamerad Gerhard Schulte betraut, der zu diesem Zweck einen Maschinistenlehrgang besuchte. Eingesetzt wurde diese Motorspritze zum erstenmal beim Brand des Wohn- und Wirtschaftsgebäudes des Bauern Venbert in Holsten, wo sie sich bestens bewährte.
Die politischen Wirrnisse der Jahre 1931 / 33 zeigten auch ihre Auswirkungen auf die Freiwillige Feuerwehr Salzbergen. Als durch eine Verordnung der 1933 an die Macht gekommenen Nationalsozialistischen Partei Deutschlands die Feuerwehren schon in eine Art Feuerlöschpolizei umgewandelt und sämtliche Mitglieder politisch überprüft wurden, war es lange schlecht um die belange der Freiwilligen Feuerwehr bestellt. Jedoch Kameradschaftsgeist und ideale opferbereite Gesinnung sorgten für ein Weiterbestehen der Wehr.
Das 50 jährige Jubelfest wurde auf Grund erwähnter politischer Wirrnisse auf den 16.06.1936 verschoben. Gleichzeitig wollte die Gemeinde bis zu diesen Zeitpunkt auch der Wehr ein neues Gerätehaus übergeben. Leider musste aber dieser Plan durch den Neubau einer Schule zurückgestellt werden. Das Jubelfest wurde jedoch in echter Feuerwehrkameradschaft gefeiert. Mehrere auswärtige Wehren beteiligten sich an dem festlichen Umzug durch das Dorf und an den sonst üblichen Festlichkeiten.
Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges am 01.09.1939 brachte für die Freiwillige Feuerwehr Salzbergen eine gewaltige Umstellung. Ein Großteil der Kameraden wurde nach und nach zur Wehrmacht einberufen. Diese Lücke im Personalbestand wurde jedoch umgehend durch Einreihung jugendlicher Kräfte geschlossen, die von dem in russischer Kriegsgefangenschaft verstorbenen Kameraden Dalsing und der Kameraden Heinz Dartmann und Franz Allkemper innerhalb kürzester Zeit zu wirklich guten und unerschrockenen Feuerwehrmännern herangebildet wurden. Um auch die Lücke im Gerätepark zu schließen, wurde von der Gemeinde zuerst ein TSA mit TS 8 und 1941 ein LF 8 der Wehr übergeben. Nur dadurch wurde es möglich, dass alle im Krieg gefahrnen Einsätze von Erfolg gekrönt waren. Besonders anstrengend und immer mit Gefahr für Leib und Leben verbunden waren die Einsätze nach erfolgten Bombenangriffen auf das Ölwerk und den Ort, da während der Löscharbeiten immer noch Zeitzünderbomben explodierten. Bei einem dieser Angriffe wurde der Kamerad Hermann Puls derart durch Bombensplitter verletzt, dass ihm ein Bein amputiert werden musste. Auf Grund der hervorragenden Leistungen der gesamten Wehr wurden 11 Kameraden mit dem Kriegsverdienstkreuz oder den Kriegsverdienstmedaille ausgezeichnet.
Nach Kriegsende war es für den Wehrführer Hermann Lammen nicht einfach, die Wehr wieder aufzubauen, da bis auf das LF 8 alle Geräte von abziehenden oder einrückenden Truppen entwendet worden waren. Im Jahre 1946 legte Hermann Lammen wegen seines Alters die Führung der Wehr in die Hände des Kameraden Heinz Dartmann. Mit Unterstützung des Brandmeisters A. Faller arbeite er im Sinne des Vorgängers weiter. Es gelang ihm, die bei Kriegsende entwendeten Ausrüstungsgegenstände teils neu zu beschaffen und den Gerätepark der Wehr durch eine TS 8 zu vervollständigen.
Mit der ihm eigenen Zähigkeit verstand es Franz Allkemper, der am 22.09.1952 zum neuen Wehrführer gewählt worden war, das Feuerlöschwesen in Salzbergen weiter auszubauen. Seine erste Sorge galt der Ausrüstung mit weiteren Löschgeräten und der Anschaffung einer neuen Garage. Durch den Neubau der kath. Volksschule wurde die alte Schule, die während eines Bombenangriffes halb zerstört wurde, frei. Dieses Gebäude stellte die Gemeinde, nach dem zwei Garagen angebaut worden waren, der Wehr zur Verfügung. Dadurch konnten endlich die wertvollen Geräte und Ausrüstungsgegenstände der Wehr sauber und ordentlich untergebracht werden. Gleichzeitig versprach die Gemeinde, auch den übrigen Teil der alten Schule nach erfolgten Umbau der Wehr als Feuerwehrhaus zur Verfügung zu stellen.
Nach langen Verhandlungen zwischen dem Wehrführer und dem Gemeinderat, den Organen des Kreises und des Landes konnte außerdem am 13.08.1955 der Wehr ein neues Tanklöschfahrzeug ( TLF 15 ) übergeben werden. Die Tanklöschfahrzeug, ausgerüstet mit Wasserkanone, Schaumvormischer und allen sonstigen technischen Neuerungen, ist das augenblicklich modernste Fahrzeug dieser Art im Kreise Lingen. Durch diese Anschaffung hat die Freiwillige Feuerwehr Salzbergen einen Leistungsstand erreicht, der sie befähigt, jeden Brand nicht nur schnell, sondern auch mit größter Wirksamkeit zu bekämpfen.
Wie eng die Freiwillige Feuerwehr Salzbergen mit der Bevölkerung verbunden ist, geht wohl am besten aus der Personalstärke hervor.
Augenblicklich ( 1955 ) beträgt die Zahl der aktiven Mitglieder 42, die der passiven Mitglieder 38 und die der Freunde und Gönner 34. außerdem zählt die Wehr 14 Ehrenmitglieder in ihren Reihen, von denen mit dem goldenen Ehrenzeichen ( für 50 jährige Mitgliedschaft ), 3 mit dem bronzenen Ehrenzeichen ( für 40 jährige Mitgliedschaft ) und 6 mit dem silbernen Ehrenzeichen ( für 25 jährige Mitgliedschaft ) ausgezeichnet werden konnten. Außerdem wurden 7 Kameraden der aktiven Wehr mit dem silbernen Ehrenzeichen ausgezeichnet.
Hoffen wir, dass sich auch weiterhin in Salzbergen stets Männer finden werden, die einen Leistungsfähigen und ausreichenden Schutz bei Bränden und sonstigen Notständen gewährleisten, getreu dem Wahlspruch der Väter:
„Der Heimat zum Schutz, dem Feuer zum Trutz,
Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr“.